Donnerstag, 10. Dezember 2009

13.11. - 14.12.2009 Ägypten

Die Ägypter habe sie erfunden, die Bürokratie. Ganz bestimmt... Das erste Mal in Berührung kamen wir damit bereits auf der Fähre. Entgegen anders lautenden Informationen bekommt man das Visum für Ägypten nicht mehr bereits auf der Fähre. Dafür wird einem der Pass abgenommen und man kriegt einen - unseren ersten beim Einreiseprozedere - Zettel in die Hand gedrückt.

Im Hafen von Nuveiba ging die Zetteljagd munter weiter. Wir wurden von Schalter zu Schalter geschickt, machten haufenweise Kopien und drückten das eine oder andere Pfund ab. Bürokratie ist halt teuer. Wir werden es im Laufe der Reise durch Ägypten noch ein weiteres Mal erleben. Zweieinhalb Stunden - und gefühlte fünf zu Papier verarbeiteten Bäumen später - sind wir durch. Wir haben Afrika erreicht (obwohl die Sinai-Halbinsel ja noch nicht zum afrikanischen Kontinent gezählt werden darf).

In Dahab verbringen wir im Marin Garden Camp 4 relaxte Tage und Nächte. Geniessen die saubere Unterkunft, Bedouinen-Food, leckere Mangos und die Annehmlichkeiten eines touristischen Ortes. Auf dem Weg nach Ras Mohammed - dem Nationalpark am südlichen Ende der Sinai - machen wir Halt in Naqb (Sharm el Sheik). Wir besuchen meine (Marcel) Eltern die dort eine Woche Urlaub machen. Im Tropicana Sea Beach Resort geniessen wir die vollen Buffets in noch volleren Zügen. Vergnügen uns am Pool und plaudern über Erlebtes und Geplantes. Mueti und Vati, märci villmal;)!

Als wir das Hotelgelände verlassen wartet Adam - der Parfümverkäufer - schon sehnsüchtig auf uns. Ich habe ihm am Vorabend hoch und heilig versprochen - ein Mann ein Wort - dass wir mit ihm einen Tee trinken. Er versucht uns - kurz nachdem unsere Teegläser geleert sind - seine Essenzen zu verkaufen. Ich erinnere ihn daran, dass ich ihm gestern auch versprochen habe, dass er mit uns keine Geschäfte machen wird. Ich zitiere seinen Lieblingssatz - "ein Mann ein Wort" - ein weiteres Mal und das Thema ist erledigt;)...

 

Ras Mohammed ist wunderbar, das totale Kontrastprogramm zu Sharm. Wir tauschen Luxustoilette gegen Knebel-WC, Morgenbuffet gegen trockenes Fladenbrot. Nur die landenden Flugzeuge erinnern uns ab und zu, dass wir immer noch in der Nähe von Sharm sind. Wir schnorcheln im fischreichen, wunderbar klaren Wasser, lesen und geniessen die Sonne.

Auf der Fahrt nach Cairo machen wir in Ras al Sudr einen Stopp. Dort waschen wir unsere Busse nach sechs Wochen ein erstes Mal. Sie hatten es definitiv nötig. Ebenso nötig haben wir Gas. Haben wir doch nicht wie gedacht zwei fast volle sondern eben eine halbvolle (nun leere) und eine leere Gasflasche spazieren gefahren. Anfängerfehler...;)!

Die Fahrt nach Cairo war äusserst spannend. Wir liessen uns auf der Ringroad - eigentlich 3spurig aber ohne Probleme auf 5 Spuren ausbaubar - von links und rechts (gleichzeitig) überholen, verfahren uns auf der Suche nach einem Camping den es gar nicht mehr gibt in den engen Gassen, finden auf dem Weg zum nächsten Camping die Auffahrt auf die Ringroad nicht und machen eine Schlaufe (nume es Stündli Fahrt;)!) durch die Kleefelder Cairos, werden von einem Gemüsehändler abgezockt bis wir endlich im Salma Camp ankommen. 

In Cairo bleiben wir acht Nächte. Wir beschaffen uns die Visa für den Sudan und für Äthiopien, lassen unser Gas auffüllen, bekommen gute Tipps von Travellern. Danke Johanna und Anselm für die Gasflasche (mit drei vollen machen wir es sicher bis SA), danke Lutz für den leckeren Latte Machiato (wir freuen uns auf den Nächsten;)). Natürlich besuchen wir auch das ägyptische Museum und die Pyramiden von Giseh. Ah ja, bevor ich es vergesse...

... in diesen acht Tagen macht Gianni eine AA/OB (akute anale/orale Bulemie) durch. Der "Pfiffmaster-Orden" hat also einen neuen Träger.

 

Bevor wir Cairo Richtung weisse Wüste verlassen füllen wir unsere Vorräte im Carrefour. In Bawiti machen wir den ersten Halt. Wir übernachten im "Ahmeds Place" etwas ausserhalb. In Bawiti wollen wir auch unseren ägyptischen Fahrausweis verlängern. Dieser gilt nämlich nur bis zum 12.Dezember und unsere Fähre fährt erst am 14ten. Eine Überschreitung zieht eine saftige Busse (300USD) nach sich. Leider bekommen wir in Bawiti die Info, dass sich die Fahrerlaubnis nur in Cairo beim "Car Custom Office Koord: xxxxxx) verlängern lässt. Wir stehen vor der Frage nach Assuan fahren und eine Busse riskieren oder 370km zurück nach Cairo um die Papiere zu verlängern.

Wir fahren zurück nach Cairo um den Papierkram zu erledigen. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 9 Uhr vor dem Car Custom Gebäude. Was wir in den nächsten fünf Stunden durchmachen, toppt alle Grenzübergänge, die wir bisher erlebt haben. Fünf Stunden - also doppelt so lange wie wir für den regulären Grenzübertritt benötigten - dauert das Prozedere....

... gekostet hat es - neben Nerven - ratet mal...

genau 300USD;)! Egal, wir reden uns ein, dass der Ärger in Assuan grösser gewesen wäre und kehren Cairo endgültig den Rücken/das Heck zu.

Die nächsten Tage fahren wir durch die verschiedenen Oasen der Western Desert, baden in den heissen Quellen von Farafra, geniessen die "Fast-Vollmond-Nächte" in der weissen Wüste, lassen und von Ebeyda - dem Beduinen-Touri-Guide - zum Tee einladen, geniessen ein reichhaltiges Beduinen-Nachtessen in unserem Camp in El Qasr überholen auf der Fahrt nach Kharga Pascal - den nach Südafrika radelnden Schweizer, tauschen unser Zelt gegen sein defektes, treffen Oli und Alex (die deutschen Mopedfahrer, die wir in Cairo kennen gelernt haben) wieder und fahren gemeinsam Richtung Assuan. Hier verbringen wir nun die letzten Tage vor der Verschiffung nach Wadi Halfa - Sudan.

Wir wünschen euch allen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins 2010!

Alles Liebe

Caro und Marcel