Freitag, 5. Februar 2010

17.01. - 07.02.2010 Kenia, Uganda, Ruanda Tanzania, Kenia oder einmal Lake Victoria rundum...


8-ung! "Lesefaule" seien gewarnt. Dies ist ein ziemlich langer Bericht. Ihr geht am besten gleich "rechts rüber" zu den Bildern;)...




Okay, wir stehen also hier in Moyale und haben 500km übelster Piste vor uns. Die Strecke Moyale - Marsabit - Isiola ist berühmt berüchtigt für seine materialmordenen Wellblech und Schotterpisten. Traveller welche aus dem Süden kamen erzählten uns von gebrochenen Rahmen, zerschlissenen Pneus und zerstörten Aufhängungen...



... Weiter hört man immer wieder von Überfällen welche durch Somali-Banditen verübt werden. Also, wir nehmen uns vor immer schön langsam zu fahren und vor Einbruch der Dunkelheit an einem sicheren Ort zu sein. Die 500km teilen wir in 4 etwa gleich grosse Stücke. So "holpern" wir also mit gemächlichen 15-20km/h unseren Teilzielen entgegen, übernachten einmal in einem Hinterhof eines "Hotels" - welcher den Hinterlassenschaften von Eseln, Schafen und Hühner an wohl mehrheitlich als deren Behausung genutzt wird - in Marsabit schlafen wir im Camp von Henry (einem Schweizer) und zwischen Marsabit und Isiolo nächtigen wir in einem weiteren Innenhof eines "Hotels". Der Fakt, dass ich diese Zeilen schreibe beweist...



... wir sind heil angekommen;)! Unser Elk hat die Sache auch ohne Probleme überstanden.



Nach genau 100 Tagen gemeinsamer Reise trennt sich in Isiolo unser Weg von Sabrina und Gianni. Sie werden Mitte Februar ihre Eltern in Kenia zu Besuch haben und Caro's Eltern besuchen uns zur selben Zeit in Tanzania.



"Liebe Sabrina, lieber Gianni. Wir haben die Zeit mit euch sehr genossen. Es waren viele - sicher einmalig bleibende - wunderschöne Momente dabei. Dinge die wir nicht missen möchten. Für eure weitere Reise wünschen wir euch alles Gute. Man fährt sich sicher mal wieder über den Weg... Alles Liebe Caro und Marcel"


Noch ein bisschen mehr als drei Wochen Zeit haben wir bis zum 14.Februar und unserem Rendez-Vous mit Beatrice und Armin in Arusha. Kurz in die Karte geschaut und abgewogen ob die Zeit reicht, entscheiden wir uns für die Fahrt rund um den Lake Viktoria - einundhalbmal so gross wie die Schweiz - (Kenia, Uganda, Ruanda, Tanzania und wieder Kenia).


Ein wenig komisch ist es schon die Farbkombination "rot-weiss" nicht mehr vor einem oder im Rückspiegel zu sehen. Wir geniessen aber die Fahrt um den Mount Kenia Richtung Nakuru. Dort wollen wir im Lake Nakuru National Park die vielen Flamingos bestaunen. Nun ja, die Eintritts- und Campinggebühren sprengen unser Budget bei weitem. Nachdem wir uns durch das Verkehrschaos von Nakuru - vorbei an leimschnüffelnden "give me this (Touchscreen) or that (GPS) Sagern - geschlängelt haben, finden in einem christlichen "Retreat" eine Unterkunft. Der Schulleiter der angegliederten Koranschule für Kreuzfetischisten freut sich riesig über die 50 SBB-Werbe-Bleistifte welche ich auf http://www.sbbshop.ch/ - ohne Rabatt;) - gekauft habe. Nachdem ich den Äthiopienbericht und die Fotos über das schulinterne Internet hochgeladen habe, gibt mein Notebook den Geist auf. "Fan Error" heisst es immer wenn ich das Teil starten will. Okay, am nächsten Tag kommt auch schon Mzungu - in suaheli "Weisser Mann" oder "Landstreicher" - der IT-Techniker. Der könne mir sicher helfen, sagt man mir... Kann er auch, er nimmt die Kiste auseinander, wäscht den Venti mit Brennsprit aus und baut die ganze Sache wieder zusammen. Funktioniert, hat fast nichts gekostet und erst noch ein paar kleine Schräubchen als zusätzliche Ersatzteile übrig;). By the way... der "Mzungu" schreibt sich Musungu und ist für einen Weissen ziemlich schwarz. Als ich ihn fragte wie er sich sein Computerwissen angeeignet hat erwidert er, dass wenn man auf dem Land lebt in der Lage sein muss, alles reparieren zu können...



Durch wunderschöne Teeplantagen führt uns unser Weg weiter nach Kisumu an den Lake Viktoria. Unter Palnen finden wir einen schönen Nachtplatz im Kisumu Beach Resort. Die Angestellten wollen uns zuerst nicht gleich am See campen lassen weil dort jeweils die Hippos grasen würden. Wir versichern ihnen, dass wir Hippos gewöhnt seinen - haben ja vor ein paar Jahren schon welche von seeeeehr weit weg im Etosha-Nationalpark in Namibia gesehen;) - und erhalten darum die Erlaubnis wirklich gleich am See zu nächtigen. Hippos sehen wir übrigens in keiner der beiden Nächte die wir hier bleiben. Schade...



Dieses echt nette Plätzchen mit super Küche, einem eigenen CD-Verkäufer mit erstaunlichem Sortiment lokalen Musikschaffens und eben KEINEN Hippos, verlassen wir nur ungern Richtung Uganda...



Grenzübertritte werden wirklich immer einfacher. 30 Minuten für Aus - und Einreiseformalitäten zwischen Kenia und Uganda. Rekord;)! Auf der Fahrt Richtung Jinja - auf wunderbaren Teerstrassen - kaufen wir Früchte ein. Was für welche stellen wir erst später fest. Jinja - am Austritt des weissen Nils aus dem Lake Victoria - ist ein Raftingparadis. Wir geniessen im NileRiverExplorer-Backpackers die Annehmlichkeiten von super sanitären Einrichtungen und wunderbarem Essen. Am 26.01. wollen wir uns die Visa für Ruanda beschaffen. Wir wissen nicht, dass heute der "Liberation Day" ist und darum niemand in Uganda arbeitet. Über die offizielle ruandische Regierungshomepage kann man aber einfach und bequem die Genehmigung für ein Visum einholen. Man braucht nur noch einen Drucker um die Bestätigung auszudrucken welche man dann beim Immigration-Officer an der Grenze abgibt.



Im "Mpanga Central Forest Reserve" gehen wir auf einen "Dschungelspaziergang" , schneiden die gekauften Früchte auf - eine Riesenpapaya und eine Jackfruit welche unreif war (mit der asiatischen Duriam - Stinkfrucht verwandt;) von den Angestellten des Forest Reserve kriegen wir eine reife Jackfruit und gleich noch die "how-to-eat"-Instruktion (extrem klebrig aber lecker) - und geniessen eine angenehm ruhige Nacht.



Bei Mbarara kommen wir in die Gegend der "extrem-Riesenhörner-Kühen" - den Ankole-Rindern. Wahnsinnig welche "Geweihe" die mit sich rumtragen. Daneben sieht jeder Elch wie ein kleines Rehkitz aus! Über Kabale (hier kaufen wir - also Caro;) - Stoff, wir erhalten eine CD mit genialer ugandischer Musik gebrannt und werden in der Wartezeit mit Süsskartoffeln und heisser Milch verköstigt) geht unsere Reise weiter an den Lake Bunyonyi. Eine wunderschöne Gegend. Echt empfehlenswert! Das bilharziosefreie - sagt man uns ;) - Wasser lädt zu einem Schwumm ein. Noch spektakulärer ist dann die Weiterfahrt auf einer super "Dirtroad" dem See entlang. Es tun einem immer wieder spektakuläre Aussichten auf den Lake Bunyonyi auf. Traumhaft...



In Kisoro - einem kleinen Nest kurz vor der ruandischen Grenze finden wir dann endlich eine Möglichkeit unsere Visumgenehmigung - welche wir einen Tag nach Antragstellung bereits per Mail erhalten haben - auszudrucken. Wir haben uns eigentlich schon damit abgefunden dem Zöllner unsere Notebook mit den pdf's unter die Nase zu halten (dies hätte übrigens auch gereicht, meinte dieser;)).



Ruanda empfängt uns mit Strassen die die von Uganda noch übertreffen (Entwicklungshilfegelder sei Dank) und mit Preisen die die schweizerischen übertreffen (Enwicklungshilfe-Mitarbeiter sei Dank;)). In Gisenyi übernachten wirr am Lake Kivu auf dem PP der TamTam-Bikini-Bar (in den 20USD - "that's normal in Rwanda" sagt der Manager - waren übrigens keine Bikini-Schönheiten-Sichtungen inbegriffen...



Die Umgebung des Lake Kivu's - welche schweizer Radler (gäll Pascal) nur schon bei Gedanken daran zu Tränen rührt - ist wirklich schön. Die "Dirtroad zwischen Gisenyi und Kibuye - sie geht über 1000 Hügel und zaubert uns aber kein einziges Lächeln auf die Lippen (ganz und gar nicht wie der ruandische Tourismus-Slogan "The country of the thousend hills and the million Smiles". War echt schlimmer als Moyale-Marsabit. Kibuye lohnt sich aber wirklich. Malerisch am See gelegen ist auch unsere Unterkunft das "Hotel Centre Betanie".



Die Holperpiste hat ganze Arbeit geleistet. Ich habe extreme Rückenschmerzen welche mit Dullix-Massagen und harten Medis bekämpft werden müssen. Das erste Mal, dass ich mich wirklich wie ein alter Mann - ü30iger;) - fühle...



Von Kibuye fuhren wir - also Caro, ich habe ihr - angesichts meines Rückens mal gerne - das Steuer überlassen - bis an die tanzanische Grenze weil wir keine anständige Übernachtungsmöglichkeit finden. Kurz vor Ladenschluss (18.00 Uhr tansanische Zeitrechnung - 8-ung dies ist plus 1h ggü Ruanda!) - nach langwierigen Preisverhandlungen mit den tansanischen Zöllnern (die wollten anfangs echt viel Kohle für die Road-Tax weil sie meinten wir seien mit einem Truck unterwegs) öffnen sie die Barriere. Habe schon daran gedacht, dass dies der erste Korruptionsversuch unserer Reise sei. Dem war aber nicht so. Als sie unser kleines gelbes Büssli gesehen haben stellten sie uns offizielles Formular für USD 25.00 aus (gültig 1 Monat).



Kurz vor der tansanischen Grenze macht sich übrigens unsere Bremse lautstark bemerkbar, die Bremsscheibe hat plötzlich so komische Rillen. Nicht gut, gar nicht gut. Vorallem weil es extrem hügelig ist hier;)...



Richard - der Dolmetscher des Fahrers eines haltenden Minibuses - meint, dass ca 3-5km nach der Grenze eine Werkstätte sei welche unser Problem sicher beheben könne. Aus den 3-5 Kilometer werden etwa 300-500 bevor wir quitschend und immer "motorbremsend" in Mwanza - der zweitgrössten Stadt in Tanzania ankommen. Hier finden wir eine gute Werkstätte welche sich tags darauf unserem fahrbaren Untersatz annimmt. Zwischenzeitlich haben wir uns noch kurz mit Jürg - unserem CH-Mechaniker - betreffend der zu erwartenden Preise abgesprochen (Wollen uns von den Chinesen welche die Garage betreiben ja nicht übers Ohr hauen lassen).



Das eintägige - 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr - Beauty-Programm für unseren Elk beinhaltet...



  • Ölwechsel

  • Nippel schmieren

  • Bremsbeläge erneuern (der eine war wirklich bis aufs blanke Metall runtergeschliffen)

  • 4 Kugelgelenke der vorderen Radaufhängungen ersetzen

Eine passende Bremsscheibe konnten die Chinesen leider nicht auftreiben.



Wenn man davon absieht, dass wir nun zwei baugleiche untere Kugelgelenke in unserem Büssli haben und so auf der einen Seite nicht mehr an den Schmiernippel kommen, sind die 450 Fränkli gut investiertes Geld. Die drei Mechs welche sich um unser Büssli gekümmert haben leisteten super Arbeit (glauben wir nach zumindest nach 150km zurück gelegter Strecke;)). Endlich sind wir das Gequitsche - welches uns seit Syrien begleitet - los. Es waren also wirklich die Kugelgelenke die diesen hässlichen Lärm verursachten (das hat uns ja schon der Typ vom Blue Nile Sailing Club in Khartoum gesagt).



Entspannt fahren wir - die Lautstärke der Musik angenehm runtergedreht (brauchen ja nun keine Störgeräusche mehr zu übertönen ;)) die Ostküste des Lake Victoria entlang Richtung Kenia und übernachten am Westende des Serengeti-Nationalparks. Nur 10 km lang ist der "Westzipfel" des Serengeti-NP welcher hier an den Lake Victoria grenzt. Obwohl eigentlich die Büffelherden zZt im Osten des Parks grasen, sehen wir von der Hauptstrasse aus neben Zebras und Pavianen mehrere Herden des einen Vertreters der Big5. Genial...




Noch genialer ist das "Boarder-Crossing" in den verschiedenen ostafrikanischen Staaten. Ein Single Entry Visum berechtigt während seiner Gültigkeit zu beliebig vielen Grenzübertritten. Gute Organisation, klare Anschriften an den verschiedenen "Posten" und freundliches Personal machen es Reisenden sehr einfach. So auch am Grenzposten Sirari zwischen Tanzania und Kenia. 30 Minuten und "guet isch"... So macht "Boarder-Crossing" echt Spass...



In Kisii - etwa 100km nach der Grenze wollen wir eigentlich übernachten. Wir finden aber keine passende Bleibe und entscheiden uns daher noch ein bisschen weiter Richtung Nairobi zu fahren.



Regenzeit? Jetzt und hier? Komisch, sollte eigentlich noch eher trocken sein. Nun ja, sollte. Für "trocken" ist es gerade extreeeem feucht;)! Es giesst wie aus Kübeln. Bremsen - auch bei trockenen Verhältnissen mit unseren Reifen nicht gerade einfach - ist nun nahezu unmöglich. So "schwimmen" wir weiter bis Narok wo wie auf dem "Narok Member Club Camping" für günstige 200 Shiliinge übernachten bevor wir die letzten Kilometer bis Nairobi, in die "Jungle Junction" unter die Räder nehmen.



Eine geniale - wenn auch ein bisschen kurze - Lake Victoria-Umrundung geht hier zu Ende.



Alles Liebe


Caro und Marcel