Montag, 25. Januar 2010

27.12.2009 - 17.01.2010 Äthiopien

Äthiopien2009_20100000

Vieles haben wir über Äthiopien gehört und gelesen. Es wurde vor Steine werfenden Kindern gewarnt, die aufdringlichen Bettler seien eine wahre Plage hiess es. Man müsse sich vor den vielen Landminen in acht nehmen. Und so weiter und so fort.

Am 27.12. passieren wir bei Gallabat die Grenze zwischen dem Sudan und Äthiopien. Okay, dieser Grenzposten ist wirklich nicht der am besten organisierte den wir je gesehen haben. Nach drei Stunden Haus - respektive Hütten - hopping sind unsere Namen, mitsamt allen anderen wichtigen Daten, im dicken äthiopischen "Zollbuch" eingetragen. Bei der ersten Möglichkeit halten wir an und tränken unsere, nach kühlem Bier dürstenden Kehlen. Eine Wohltat...

Kurz darauf schlagen wir uns in die Büsche - sollte man eigentlich tunlichst vermeiden - weil viele nervenden Kinder überall. Wir tun es trotzdem und finden für unsere Büssli und den Ländy von Armand und Martene ein nettes Plätzchen für unser erstes Bushcamp in Äthiopien.

Kurze Zeit sind sie da, die Kinder...

... sie stören aber nicht im Geringsten und lassen sich auch ziemlich einfach ablenken. Duschen und weitere "Geschäfte" lassen sich so einfach erledigen. Einzige Bedingung ist, dass man mindestens zu zweit unterwegs ist. Alleine wird die Ablenkungstaktik wohl eher schwierig;)...

Als unser "Schweizer-Photi-Büechli", die Karten und Reiseführer eingehend begutachtet worden sind und es eindunkelt verabschieden sich die Kinder.

 

Die Fahrt nach Gondar ist vor allem für unsere Augen eine Wohltat. Haben wir doch seit Syrien meist nur eine Farbe - sandgelb - gesehen, fahren wir nun durch eine immer grüner werdende Landschaft. In Gondar angekommen müssen wir feststellen, dass in unserer geplanten Unterkunft (Belegez Hotel) kein Platz mehr für uns ist. Wir werden ins Terara Hotel geführt. Dort verbringen wir eine Nacht, die anderen "Besucher" - immer paarweise - nur eine Stunde. Wieso auch immer;)....

 

Wir besuchen den "Gemp" und lassen uns die "Dasheen-Bierbrauerei" zeigen bevor wir weiter an den Tanasee fahren. Im "Tim&Kim-Village" in Gorgora (sehr empfehlenswert) bleiben wir eine Weile und stossen mit einigen anderen Travellern auf ein gutes, neues Jahr an. Über Bahir Dar - wo wir zwei Nächte bleiben und unsere Vorräte aufstocken - fahren wir weiter Richtung Lalibela. Dort kommen wir das erste Mal mit der chinesischen "Strassenbau-Kunst" in Berührung. Warum die äthiopischen Strassenarbeiter (unter Anleitung der - stets strohhut- und sonnenbrillentragenden - Chinesen) nicht einen Strassenabschnitt nach dem anderen asphaltieren, sondern überall und immer ein bisschen am "werkeln" sind, entzieht sich unserer Kenntnis. So schlängeln wir uns von einer Umleitung zur nächsten. Die Busse berühren nur ab und zu den schwarz glänzenden, seidenfeinen Teer.

 

Pünktlich zur äthiopischen Weihnachstfeier - jeweils am 7.1.in unserer Zeitrechnung - treffen wir in Lalibela ein. Tausende, abertausende Pilger, eine "Kirchenlieder"-Dauerbeschallung die alle Muezine, welche wir auf unserer Reise bisher gehört haben, bei weitem übertreffen. Ein Gaudi...

 

Auf der Weiterfahrt Richtung Dessie - zeitweise auf mehr als 3300 Meter über Meer - fahren wir durch eine eindrückliche, regenwaldartige, Landschaft. Dort angekommen wollen uns die Betreiber eines staatlichen Hotels nicht in unseren Bussen übernachten lassen obwohl wir uns bereit erklären zwei Zimmer zu bezahlen. Okay, wir checken ein, bezahlen und...

 

... schlafen in unseren Bussen;).

 

In Addis Abeba angekommen - nach einer weiteren Nacht Bushcamping (wurden von einem Kalaschnikov tragenden Mann geweckt, welcher mit uns Kaffee und eine Zigarette teilte) - treffen wir ein weiteres Mal auf "altbekannte" Traveller. Afrika ist klein... Addis ist super, wir essen im "Cottage" (Restaurant mit schweizer Küche) Wurst-Käsesalat, Zürigschnätzlez mit Röschti und weitere leckere Dinge aus der Heimat, holen uns das Kenia-Visum (welches es scheinbar nicht mehr an der Grenze geben soll = wir haben an der kenianischen Grenze nicht nachgefragt und können daher keine aktuelle Info geben. Sorry.), reinigen die Motoren unserer Busse und lassen "Walters" Heckträger moyale-marsabit-tauglich schweissen. "Wim's Holland House" ist echt ein guter Platz in Addis. Leckeres Essen, gutes Bier und faire Preise lassen uns dort 4 Nächte bleiben.

 

Am Lake Langano spannen wir das erste Mal auf unserer Reise die Hängematten, geniessen den wunderschönen Platz, werden zu Laien-Ornitologen und zu Voyeuren als sich eine südafrikanisch/australische Fahrgemeinschaft, welche erst im Dunkeln ankommt, mit mal so eben tüchtig im Sandstrand einbuddelt. Schadenfreude ist eben doch die schönste Freude;)...

Zwei Tage später -am 17.1. einem Sonntag - erreichen wir Moyale. Die Grenze zu Kenia. Hier musste zumindest ich mich das erste und einzige Mal in Äthiopien ein bisschen nerven. Die Grenze ist offen, die Pässe kriegt man aber erst nach einer ausgiebigen Mittagspause der Beamten (11 bis 15 Uhr) ausgestempelt. Einen Zöllner sucht man aber vergebens. "Studenten" bieten ihre Dienste an und bringen einem - gegen Bezahlung natürlich - zum Zöllner der einem dann die Zolldeklaration fürs Auto abnimmt. Ein kleiner Tipp für Traveller mit eigenem Fahrzeug: Das Carnet braucht es für Äthiopien nicht. Also beim Grenzübergang gar nicht erst einstempeln lassen. Dieses kriegt man offenbar auch mit Bezahlung an einem Sonntag nicht ausgestempelt. Noch einfacher ist es natürlich wenn man zwischen Montag und Freitag ausreist;)....

Unser Fazit: Einundzwanzig Tage, viel länger als wir erwartet haben, waren wir in Äthiopien. Jeder Tag war es wert...

Alles Liebe und you you you...

Caro und Marcel

PS: Unser Bussli hat ausser einem "Eselschiss" nichts abbekommen. Ob es einfach nur Glück war oder weil wir bei "Kindersichtung" immer präventiv gewinkt haben und sie mit Steinen in den Händen schlecht zurück winken konnten. Wir wissen es nicht...

Dienstag, 29. Dezember 2009

14.12. - 27.12.2009 Sudan

Am 14.12. pünktlich um 08.30 Uhr sind wir am Hafen von Assuan um uns - wie von Herrn Saleh empfohlen - einen der raren Deckplätze auf der Fähre nach Wadi Halfa zu sichern. Nach kurzem Warten durften die wenigen Touristen - also auch wir - um etwa 10 Uhr die Fähre in Beschlag nehmen. Wir richten es uns gemütlich ein und harren der Dinge... Wir harren und harren...

... bis die Fähre - inzwischen zum Bersten voll - um 18 Uhr ablegt;). Unsere Plätze müssen wir nur zweimal kurz verlassen. Das erste Mal um den Betenden Platz für das Abendgebet zu machen, das zweite Mal um uns das Nachtessen zu holen. In den acht Stunden Wartezeit im Hafen von Assuan haben wir gesehen, dass kistenweise gegrillte Pouletschenkel eingeladen wurden. Wir freuten uns also auf Chicken und waren alsbald ein wenig enttäuscht als wir in unseren Gefängnis-Fressnäpfen "nur" eine Portion Foul geklatscht kriegten;).

Begleitet von vielen "Ahhs" und "Ohhs" - Caro's waren die lautesten ;) - genossen wir die unzähligen, extrem langen Sternschnuppen des "Geminiden-Meteoriten-Sturms" (einer dieser Meteoren schlug ein paar Tage vorher auf der "Eisenbahnroute" zwischen Wadi Halfa und Khartoum ein). Ein echt atemberaubendes Schauspiel...

Ziemlich ausgeruht erreichen wir am 15. Dezember Wadi Halfa. Die Zollkontrolle ging sehr zügig von statten. Herr Maghdi - das Pendant von Herrn Saleh in Assuan (auch an ihm führt kein Weg vorbei will man mit dem eigenen Fahrzeug in den Sudan einreisen) - beschleunigt das Prozedere und setzt uns auch gleich - ungefragt natürlich ;) - im Nile Hotel ab (Wird wohl das Hotel eines Cousins/Onkel/Bruder etc. gewesen sein). Uns wird Hoffnung gemacht, dass die Autos schon am nächsten Tag ankommen sollen. Wir wollen es nicht so recht glauben und haben Recht damit.

Es wird "Übermorgen". Kein Problem, in der Zwischenzeit testen wir uns durch die Gerichte der umliegenden Restaurants, ich lasse mir die Haare wieder einmal schneiden, wir versuchen alle Tees und Kaffees der "Teefrauen", geniessen die frittierten Teigballen (Miniberliner, leider ohne Füllung;)) und vertreiben uns die Zeit lesend und quatschend.

Am 17. Dezember kommen dann die Autos mit dem Ponton an. Vor lauter Freude schliesse ich nach getaner Entladearbeit die Fahrzeugschlüssel im Elk ein. Kein Problem. Achim braucht nur drei Dinge um den Elk zu öffnen. Einen Schraubenzieher, ein Stück Draht und ein Geschirrtuch (dieses braucht er aber auch nur um den wunderschönen, gelben Lack nicht zu beschädigen. Wo er diese Fertigkeiten her hat...

... I don't care;).

Noch pragmatischer geht da "Lupo" ans Werk. Er fragt im breiten Innerschweizer Dialekt "Marcel, chunsch du übr d'Heckklappe au in Charre?" Okay, ich hab mich voll zum Affen gemacht...

... und in Assuan offensichtlich nur 4 der 5 Schlösser geschlossen;). Also, vielen Dank Achim und "Lupo";)!

Wir bleiben noch eine Nacht in Wadi Halfa. Schlafen aber nicht mehr im Nile Hotel sondern wieder in unseren "vier Wänden". Am nächsten Morgen fahren wir - Caro sitzt seit Langem wieder einmal am Steuer da ich mich gerade extrem unpässlich gefühlt habe. Wird wohl am nicht ganz durchgebratenem Köfte des Vorabends gelegen haben;)... - am Nil entlang Richtung Dongola und übernachten bei einer Tankstelle. Uns fällt auf, dass die Sudanesen ausnahmslos freundlich, zuvorkommend und darauf bedacht sind die in unserem Kulturkreis eher negative Meinung über ihr Heimatland zu korrigieren. Wir geniessen das Gefühl nicht bei jedem Einkauf übers Ohr gehauen zu werden.

Wie "Captain Ballantyne" im Roman "Der Stolz der Nubier" von Wilbur Smith kürzen wir die Schlange (der Nil beschreibt in diesem Teil des Sudans ein S) ab und fahren durch die Wüste über Jebel Barkal (heiliger Berg) zu den Pyramiden von Meroe. Dort finden wir einen weiteren wunderschönen Übernachtungsplatz mit einer eigenen "Hausdüne" von welcher man einen gigantischen Blick auf die Grabmäler der nubischen Pharaonen der 25.Dynastie hatte.
Khartoum ist nicht mehr weit, wir haben Zeit und östlich von uns liegt ein grosser Sandkasten mit weiteren Sehenswürdigkeiten des Sudans. Musahwarat mit dem "Lions Temple" sowie Naqa. Der "Lions Temple" war echt sehenswert. Zu Naqa kann ich leider nichts sagen. "Walter" hatte genug "gesändelt" für einen Tag und verweigerte sich vor einem Wadi voller Weichsand;). Macht nichts, mit Buddeln und Stossen kommen wir rückwärts wieder raus und geniessen einen weiteren Sonnenuntergang sowie einen sagenhaften Sternenhimmel beim "Wildcampen" im Sudan.

Am 22.12. kommen wir in Khartoum an und machen es uns im "Blue Nile Sailing Club" gemütlich. Direkt am blauen Nil gelegen, genossen wir das stetige Lüftchen im Schatten der Bäume. Schatten hatten wir auch echt nötig. Temperaturen knapp unter 40° Celsius ein paar Tage vor Weihnachten. Am nächsten Tag trudeln auch noch die Franzosen ein. Martene und Armand bleiben, Eric und seine Familie suchen sich eine günstigere Bleibe.

Wir besuchen das Grab des Mahdi und das Haus des Kalifen in Omdurman. Im Haus des Kalifen wurde ein kleines, aber feines, Museum eingerichtet welches die Belagerung Khartoums durch die Truppen des Mahdis Ende des 18. Jahrhunderts zum Thema hat. Hier merken wir zum zweiten Mal, dass Wilbur Smith seine Romane sehr gut recherchiert. Finden wir doch den Namen "Ballantyne" und weitere, verblüffende Übereinstimmungen wieder...
Den Abend des 24. Dezember verbringen wir bei einem leckeren - aus der Schweiz mitgebrachten - Fondue. Im Hintergrund dröhnen die immer gleichen Weihnachtslieder aus den Lautsprechern der nahen römisch-katholischen Kirche. Uns soll es egal sein;)...
Geschenke gab es dieses Jahr nur für den Elk. Er bekam in Khartoum das volle Beauty-Programm Es wurden die mitgeführten neuen Dämpfer eingebaut, das Öl gewechselt und die Nippel geschmiert;)...

Immer am Freitag veranstalten die Mitglieder des "Blue Nile Sailing Club" eine Regatte. Auch heute suchten sie unter den anwesenden Reisenden Crewmitglieder. So kommen wir in den Genuss eines fast 4-stündingen Segeltörns auf dem blauen Nil. Vielen Dank! Caro, Sabrina und Gianni haben sich dann noch mit Martene die tanzenden Derwische beim Grab des Hamed al-Nil angeschaut.

Am Abend erfahren wir ein weiteres Mal die Gastfreundschaft der Sudanesen. Wir werden zum Nachtessen eingeladen. Das Lamm - das einige Stunden vorher, zur Feier der Anschaffung neuer Segelboote, gleich hinter unserem Bus geschlachtet wurde - schmeckte vorzüglich. Zur Krönung dieses Abends fand noch eine Flasche gegorenen Traubensaft den Weg zu uns. Wie dies geschehen ist, darf ich aus Diskretionsgründen hier nicht erwähnen. Es hat uns aber nur ein Gläsli "Kirsch" gekostet;)...
Wir wollen die Gastfreundschaft der Clubmitglieder nicht überbeanspruchen (auch am Samstag wird wieder ein Lamm geschlachtet - dieses Mal weil man neue Jet-Skis angeschafft hat. No joke;)!). Wir wurden wieder eingeladen - das Lamm würde auch bestimmt anders zubereitet...
Trotzdem...

... wir verlassen Khartoum und fahren Richtung äthiopische Grenze. campieren noch einmal unter den Sternen des Sudans.

Fazit zum Sudan. Wir haben die Zeit in diesem Land sehr genossen. Haben keine schlechten Erfahrungen gemacht (ausser, dass wir uns beim Service des Elk's wohl doch übers Ohr hauen haben lassen. Anfängerfehler;)). Sind ausnahmslos hilfsbereiten, gastfreundlichen Menschen begegnet. Wir wissen aber auch, dass wir nur einen sehr kleinen Teil des Sudans gesehen haben. Alles südlich - vorallem südwestlich von Khartoum haben wir bewusst ausgelassen.

Alles Liebe
Caro und Marcel - die sich auf das mildere Klima in Äthiopien freuen;)!

PS: Die Bilder folgen...
... das Internet-Cafe in Gondar ist uns ein wenig zu gemuetlich;)!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

13.11. - 14.12.2009 Ägypten

Die Ägypter habe sie erfunden, die Bürokratie. Ganz bestimmt... Das erste Mal in Berührung kamen wir damit bereits auf der Fähre. Entgegen anders lautenden Informationen bekommt man das Visum für Ägypten nicht mehr bereits auf der Fähre. Dafür wird einem der Pass abgenommen und man kriegt einen - unseren ersten beim Einreiseprozedere - Zettel in die Hand gedrückt.

Im Hafen von Nuveiba ging die Zetteljagd munter weiter. Wir wurden von Schalter zu Schalter geschickt, machten haufenweise Kopien und drückten das eine oder andere Pfund ab. Bürokratie ist halt teuer. Wir werden es im Laufe der Reise durch Ägypten noch ein weiteres Mal erleben. Zweieinhalb Stunden - und gefühlte fünf zu Papier verarbeiteten Bäumen später - sind wir durch. Wir haben Afrika erreicht (obwohl die Sinai-Halbinsel ja noch nicht zum afrikanischen Kontinent gezählt werden darf).

In Dahab verbringen wir im Marin Garden Camp 4 relaxte Tage und Nächte. Geniessen die saubere Unterkunft, Bedouinen-Food, leckere Mangos und die Annehmlichkeiten eines touristischen Ortes. Auf dem Weg nach Ras Mohammed - dem Nationalpark am südlichen Ende der Sinai - machen wir Halt in Naqb (Sharm el Sheik). Wir besuchen meine (Marcel) Eltern die dort eine Woche Urlaub machen. Im Tropicana Sea Beach Resort geniessen wir die vollen Buffets in noch volleren Zügen. Vergnügen uns am Pool und plaudern über Erlebtes und Geplantes. Mueti und Vati, märci villmal;)!

Als wir das Hotelgelände verlassen wartet Adam - der Parfümverkäufer - schon sehnsüchtig auf uns. Ich habe ihm am Vorabend hoch und heilig versprochen - ein Mann ein Wort - dass wir mit ihm einen Tee trinken. Er versucht uns - kurz nachdem unsere Teegläser geleert sind - seine Essenzen zu verkaufen. Ich erinnere ihn daran, dass ich ihm gestern auch versprochen habe, dass er mit uns keine Geschäfte machen wird. Ich zitiere seinen Lieblingssatz - "ein Mann ein Wort" - ein weiteres Mal und das Thema ist erledigt;)...

 

Ras Mohammed ist wunderbar, das totale Kontrastprogramm zu Sharm. Wir tauschen Luxustoilette gegen Knebel-WC, Morgenbuffet gegen trockenes Fladenbrot. Nur die landenden Flugzeuge erinnern uns ab und zu, dass wir immer noch in der Nähe von Sharm sind. Wir schnorcheln im fischreichen, wunderbar klaren Wasser, lesen und geniessen die Sonne.

Auf der Fahrt nach Cairo machen wir in Ras al Sudr einen Stopp. Dort waschen wir unsere Busse nach sechs Wochen ein erstes Mal. Sie hatten es definitiv nötig. Ebenso nötig haben wir Gas. Haben wir doch nicht wie gedacht zwei fast volle sondern eben eine halbvolle (nun leere) und eine leere Gasflasche spazieren gefahren. Anfängerfehler...;)!

Die Fahrt nach Cairo war äusserst spannend. Wir liessen uns auf der Ringroad - eigentlich 3spurig aber ohne Probleme auf 5 Spuren ausbaubar - von links und rechts (gleichzeitig) überholen, verfahren uns auf der Suche nach einem Camping den es gar nicht mehr gibt in den engen Gassen, finden auf dem Weg zum nächsten Camping die Auffahrt auf die Ringroad nicht und machen eine Schlaufe (nume es Stündli Fahrt;)!) durch die Kleefelder Cairos, werden von einem Gemüsehändler abgezockt bis wir endlich im Salma Camp ankommen. 

In Cairo bleiben wir acht Nächte. Wir beschaffen uns die Visa für den Sudan und für Äthiopien, lassen unser Gas auffüllen, bekommen gute Tipps von Travellern. Danke Johanna und Anselm für die Gasflasche (mit drei vollen machen wir es sicher bis SA), danke Lutz für den leckeren Latte Machiato (wir freuen uns auf den Nächsten;)). Natürlich besuchen wir auch das ägyptische Museum und die Pyramiden von Giseh. Ah ja, bevor ich es vergesse...

... in diesen acht Tagen macht Gianni eine AA/OB (akute anale/orale Bulemie) durch. Der "Pfiffmaster-Orden" hat also einen neuen Träger.

 

Bevor wir Cairo Richtung weisse Wüste verlassen füllen wir unsere Vorräte im Carrefour. In Bawiti machen wir den ersten Halt. Wir übernachten im "Ahmeds Place" etwas ausserhalb. In Bawiti wollen wir auch unseren ägyptischen Fahrausweis verlängern. Dieser gilt nämlich nur bis zum 12.Dezember und unsere Fähre fährt erst am 14ten. Eine Überschreitung zieht eine saftige Busse (300USD) nach sich. Leider bekommen wir in Bawiti die Info, dass sich die Fahrerlaubnis nur in Cairo beim "Car Custom Office Koord: xxxxxx) verlängern lässt. Wir stehen vor der Frage nach Assuan fahren und eine Busse riskieren oder 370km zurück nach Cairo um die Papiere zu verlängern.

Wir fahren zurück nach Cairo um den Papierkram zu erledigen. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 9 Uhr vor dem Car Custom Gebäude. Was wir in den nächsten fünf Stunden durchmachen, toppt alle Grenzübergänge, die wir bisher erlebt haben. Fünf Stunden - also doppelt so lange wie wir für den regulären Grenzübertritt benötigten - dauert das Prozedere....

... gekostet hat es - neben Nerven - ratet mal...

genau 300USD;)! Egal, wir reden uns ein, dass der Ärger in Assuan grösser gewesen wäre und kehren Cairo endgültig den Rücken/das Heck zu.

Die nächsten Tage fahren wir durch die verschiedenen Oasen der Western Desert, baden in den heissen Quellen von Farafra, geniessen die "Fast-Vollmond-Nächte" in der weissen Wüste, lassen und von Ebeyda - dem Beduinen-Touri-Guide - zum Tee einladen, geniessen ein reichhaltiges Beduinen-Nachtessen in unserem Camp in El Qasr überholen auf der Fahrt nach Kharga Pascal - den nach Südafrika radelnden Schweizer, tauschen unser Zelt gegen sein defektes, treffen Oli und Alex (die deutschen Mopedfahrer, die wir in Cairo kennen gelernt haben) wieder und fahren gemeinsam Richtung Assuan. Hier verbringen wir nun die letzten Tage vor der Verschiffung nach Wadi Halfa - Sudan.

Wir wünschen euch allen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins 2010!

Alles Liebe

Caro und Marcel

Montag, 16. November 2009

6.11. - 13.11.2009 Jordanien

Jordanien2009_0000

Freitags am Zoll eines arabischen Landes. Das hatten wir doch schon einmal;)... Im Gegensatz zu Syrien ging aber der Grenzübertritt nach Jordanien um einiges geordneter - und dem entsprechend schneller - über die Bühne. 2 Stunden und wir waren in Jordanien. Nicht schlecht...

Noch besser wär es natürlich gewesen, hätten uns die jordanischen Zöllner nicht durch einen Wellblechunterstand fahren lassen. Dieser war nämlich offensichtlich zu niedrig für unsere Busse. Nun ja, neben unserer Reserveradabdeckung auf dem Dach des Elks musste auch eine Leuchtröhre Federn lassen. Wir fuhren noch einige Kilometer und übernachteten im Hof eines wunderschön gelegenen Hotels. Bei guter Sicht sieht man das 40km entfernte Amman. Aber eben nur bei guter Sicht. An diesem Freitag war es eben "dunschtig".

Amman umfuhren wir grosszügig. Wir wollten uns anstatt im Grossstadtdschungel im salzigen Wasser treiben lassen. Also auf ans "tote Meer"...

Coole Sache. Okay, wir schwimmen zwar auch in "normalem" Meerwasser ohne grosse Anstrengung. Aber in Wasser mit einem zehnfach höheren Salzanteil als das Mittelmeer ist es eben doch noch ein bisschen einfacher;)...

Die lästigen Fliegen - welche im 12€-Strandticket inbegriffen waren - schienen sich regelrecht durch die  Salzresten auf unserer Haut zu fressen. Eine Nacht reicht uns. Wir fahren weiter nach Madaba wo wir uns von den Fliegen erholen. Sabrina erholt sich zudem noch von anderen "Käfern". Den Titel "Pfiff-Master" trage nun nicht mehr ich sondern eben Sabrina.

Nach dieser kurzen Pause steht wieder einmal Kultur auf dem Programm. Wir fahren nach Petra. Wirklich eindrücklich und echt empfehlenswert. Geschlagene 6 Stunden wandern wir durch die alten Gemäuer. Am nächsten Tag zieht es ein wenig in den Waden. Im Mövenpick-Hotel geben wir uns als Glace-Qualitätscontroller aus der Schweiz aus. Leider müssen wir ein vernichtendes Urteil aussprechen. Die "Bildli" in der Karte entsprechen nicht - noch nicht mal ansatzweise - dem Gelieferten. Die gross angeschlagenen Rezepte werden nicht eingehalten. So liegt auf dem Bananen-Split eben nicht eine, sondern nur noch einen Viertel Banane. Wenigstens sind die Preise absolut mit denen in der Schweiz zu vergleichen;)...  Aber lecker war das Glace schon.

Über die Kings Road geht es weiter ins Wadi Rum. Faszinierende Landschaft, wunderschöne Farben und - obwohl wir nicht wirklich tief in die Wüste rein gefahren sind - Ruhe.

Am zweitletzten Tag in Jordanien fahren wir Richtung Aqaba. Wir verpassen die reguläre Ausfahrt, nehmen eine inoffizielle Schotterpiste und finden uns umgeben von bis auf die Zähne bewaffneten Militärs auf der richtigen Strasse wieder. Panzerwagen und  Kampfhelikopter inklusive. Sekunden später braust ein Konvoi an uns vorbei. Muss wohl ein ziemlich wichtiger Gast gewesen sein;)...

 

Im "Beduin Garden Village Camp" verbringen wir die letzte Nacht in diesem spannenden Land.

Alles Liebe

Caro und Marcel

Freitag, 6. November 2009

31.10. - 06.11.2009 Syrien

000 syr

3 Stunden...

... so lange dauerte es, bis wir an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien all die notwendigen Stempel in den noch notwendigeren Dokumente gestempelt bekommen haben. Eine echt spannende - bisweilen ziemlich nervenaufreibende - Angelegenheit. Wir werden uns daran gewöhnen. Wohl oder übel;).

Die Syrer haben einen ziemlich eigenen Fahrstil. Hupen - die akustischen und die visuellen - werden gerne und oft betätigt. Wir lassen uns treiben und fahren bis kurz vor Aleppo. Dort lassen wir uns in den Suqs von den intensiven Gerüchen, den leuchtenden Farben und dem geschäftigen Treiben betören. Insgesamt 12km lang ist der ganze Suq. Voller Menschen, durch die engen Gassen jagen sich - offenbar extra für diese Umgebung gebaute Mini-Minibusse, Motorradfahrer und Karrenschieber. Es gibt alles zu kaufen, jegliche Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Kein Hauch von "extra-für-Touris-gemacht" kommt auf. Ein Genuss...

Weniger zum geniessen ist übrigens türkischer Kaffee aufgebrüht in einer Espressomaschine. Viel zu fein wird dieser gemahlen. Gianni's Kaffeemaschine zeigte sich gar nicht erfreut über dieses Pulver und spie es mit Hochdruck über den Gaskocher. Noch heute - viele Brühgänge später - schmeckt man den Kardamongeschmack aus dem - wieder normalen - Kaffee heraus;).

Besser riecht die Olivenseife welche wir uns nach einer Fabrikführung direkt aus dem Lager aussuchen durften.

Aleppo, seine Zitadelle und eben die Suqs. Ein guter Tipp bei...

... Regen.

Wir fahren weiter. Es geht durch die Wüste und über die "Geberge" - wie es Abdel El Kadour der Generalmanager des Campings und zweier Hotels in Aleppo mit leicht französischem Akzent auszusprach - nach Palmyra. Irgendwo im nirgendwo suchen wir uns einen netten Übernachtungsplatz und "pimpen" das "Treking-Mahlzeit-Chilli-con-Carne für zwei Personen" auf ein leckeres Abendessen für 4. Besten Dank an Anne-Marie und Heinz (wir freuen uns schon auf den Trekkingwein, das Trekkingschoggimousse und vorallem auf den Trekkingcheesburger;)).

Palmyra beeindruckt sehr. Viele "alte Steine" gibt es zu sehen. Wunderschöne Säulenordnungen, beeindruckende Tempel, eine grosse Zitadelle welche über der alten Stadt thront und die verschiedenen Grabhöhlen/Grabtürme lassen noch heute erahnen was hier zur Römerzeit wohl los war.

Übrigens...

... wer schon immer mal von einem echten Berber eine Halskette geschenkt bekommen will (sorry Jungs, dieser Tipp gilt nur für die Damen;)). Sollte unbedingt im Camping Albeider - gleich am Baal-Tempel gelegen - übernachten. "Sie" wird hören...

... "only for you, but don't tell anybody!". Dieser Tipp funktioniert übrigens bei Frauen aller - wirklich aller - Altersstufen;). Aber eben nur bei Frauen. Gianni und ich versuchten wirklich alles um auch an ein solches Schmuckstück zu kommen...

Die Syrer erleben wir immer als äusserst freundlich und hilfsbereit. Es wurde immer wieder freundlich gegrüsst - am liebsten mit "Welcome to Syria" - , die richtigen Wege gewiesen und viel gelacht.

                                                                                                        Die Gastfreundschaft ging sogar soweit, dass mir ein alter Berber nachdem er meinen immer dichter werdenden Bart mit einem anerkennenden Grinsen gekrault hatte, einen Zug seiner Zigarette richtig gehend aufgedrängt hat. Eigentlich kein Problem, hätte der Typ doch nur ein einigermassen intaktes Gebiss - und nicht diese vereinzelten "Töggeli" die sehr an die nahen Ruinen von Palmyra erinnerten - gehabt. Da muss man durch, man will ja nicht unhöflich sein. Einmal kräftig ziehen, dankend sagen, dass einem dieses Kraut nun doch wirklich zu heftig sei und schon konnte ich meinen frühmorgentlichen Spaziergang um den Baal-Tempel fortfahren. Shukran, alter Mann...

Nach einem abendlichen Besuch von Damaskus - inklusive spannender Minibustaxifahrt hin und noch viel abenteuerlichen Taxifahrt (der Fahrer schaut im doch ziemlich extremen Verkehrswirrwar mehr auf den Bildschirm in der Mittelkonsole - es läuft gerade eine Tom&Jerry-DVD)  zurück zum Campingplatz ausserhalb der Stadt verlassen wir Syrien.

Alles Liebe

Caro und Marcel